Im Waldviertel hat die Bürgerbeteiligung bei der Windenergie-Nutzung schon lange Tradition. Und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten wie Menschen an der Windkraft beteiligt sein können. Mein erstes selbst verdientes Geld nach der Matura habe ich vor 3 Jahrzehnten bereits in die damalige Waldwind Gmbh investiert. Ich kann zugeben, dass dies eine lohnende Investition war. Für mich war es spannend, dass damals die Gesellschaftsanteile begrenzt waren, damit niemand zu stark Einfluss auf die Firma haben konnte. Schon bald wurde aber klar, dass klassische Gesellschaften nicht gut geeignet sind, um möglichst viele Menschen an der Energiewende teil haben zu lassen. Deshalb wurde die WEB Windenergie AG als Nachfolgegesellschaft gegründet.
Namensaktien für Bürgerbeteiligung
Die WEB Windenergie AG besteht so wie auch z.B. die Windkraft Simonsfeld AG oder die oekostrom AG aus Namensaktien. Das heißt die Aktionäre werden im Aktienbuch geführt, die Aktiengesellschaften notieren aber nicht an der Börse. Dies hat in der Regel den Vorteil, dass beim Aktienhandel keine Handelsgebühren anfallen, die Aktien werden einfach über Kaufverträge abgewickelt. Gewählt wurde das Modell, weil dadurch die Beteiligungsanteile immer bewertet sind und jederzeit gekauft und verkauft werden können. Natürlich trägt man bei so einer Firmenbeteiligung das unternehmerische Risiko. Man wird aber am Gewinn, also aus den Erträgen der Ökostromproduktion, beteiligt. Damit muss man die Energiewende nicht internationalen Konzernen und Banken überlassen, sondern kann sich an sogenannten Publikumsgesellschaften beteiligen, in denen es keinen Druck von der Börse gibt und meist auch keine Großaktionäre.
Stromtarife als Angebot für lokale Energieproduktion
In manchen dieser Publikumsgesellschaften gibt es auch Angebote Strom, z.B. als Aktionär, günstiger beziehen zu können. Diese Stromtarife mit Rabatt für Gesellschafter/Aktionäre kann man übrigens auch im Tarifkalkulator der e-control finden und vergleichen. Dann sieht man gleich, welchen Vorteil es hat, sich an einer Gesellschaft zu beteiligen. Manche Ökostrombetreiber bieten aber auch lokale Stromtarife in Gemeinden an, wenn sie dort ein Kraftwerk, z.B. eine Windkraftanlage oder eine Photovoltaikanlage betreiben. Diese lokalen Stromtarife sind in der Regel günstiger als der Standardtarif. So können die Menschen auch vor Ort profitieren, wenn es in ihrer Gemeinde Kraftwerke gibt. Diese Tarife sind aber meist nur direkt bei den lokalen Versorgern auf der Homepage zu finden. In meiner Gemeinde Waidhofen/Thaya sind wir in der Pilotregion der Windkraft Bürgerbeteiligung. Da wurde für die zukünftigen Standortgemeinden sogar eine lokale Strompreisbremse eingeführt und der Strom für Kunden mit 11,9 ct/kWh für 10 Jahre gedeckelt. So profitieren die Menschen direkt aus dem Ökostromprojekt.
Strom für Energiegemeinschaften
In unserer Pilotregion werden die Windräder, sobald sie errichtet sind, auch Strom in die Energiegemeinschaft liefern. Diese Strom kann dann besonders günstig über die Energiegemeinschaft in der Region genutzt werden. Das ist eine weitere Möglichkeit, wie Bürgerbeteiligung bei der Energiewende funktionieren kann. So können Windräder zu einem Standortvorteil werden. Unsere Gemeinden nutzen ebenfalls den Strom aus den Energiegemeinschaften. Das reduziert die Energiekosten für unsere Betriebe, also auch für die Trinkwasserversorgung und auch den Eislaufplatz.
Standortgelder
Seit es Windräder gibt, ist es üblich, dass die Grundstückeigentümer eine Pacht bekommen. Aber auch Standortgemeinden bekommen Geld, weil sie auch für Infrastruktur aufkommen müssen. In unserer Pilotregion haben wir es so geregelt, dass diese Gelder über die Kleinregion auch den Nachbargemeinden zufließen. Dort können Projekt für die Bürger:innen umgesetzt werden. Das entlastet die Gemeindebudgets und nutzt damit auch allen.
Umfassende Möglichkeiten
Es gibt noch viele weitere Varianten, wie Bürgerbeteiligung bei der Windkraft funktionieren kann. Elektroauto-Carsharing und Elektrotankstellen, die unterstützt werden. Aber auch Darlehen und Anleihen zu Windkraftprojekten, bei denen die Menschen vom wirtschaftlichen Erfolg der Projekte profitieren können. So bleibt das Geld in der Region und fließt nicht ab ins Ausland, wie bei Öl und Gas. Windenergie Bürgerbeteiligung kann also eine große Chance sein, wenn man sie nutzt.