Mobilitätswende
Aktuell wird sehr viel über die Verkehrswende als wichtigen Baustein für mehr Klimaschutz diskutiert. Unter Verkehr wird in der Regel die Fortbewegung mit Auto, Bahn und Flugzeug verstanden und manche haben auch das Fahrrad auf dem Radar. Tatsächlich geht es aber in dieser Frage nicht darum mit was wir uns fortbewegen, sondern wie wir mobil sind.
Wie kann das Bedürfnis von A nach B zu kommen befriedigen werden? Damit müssen wir nicht bei den Verkehrsmitteln ansetzen, sondern an den Verkehrsbedürfnissen. Und deshalb brauchen wir eine umfassende Mobilitätswende.
Die Bahn ist das Rückgrat unseres Verkehrssystems
Im Grund können wir bereits von den Fußgänger:innen lernen. Diese benützen in der Regel den kürzesten Weg bzw. jenen, der am wenigsten anstrengend ist. Auch bei den Radfahrer:innen kann man beobachten, dass die Vermeidung von unnötigen Höhenmetern meist Priorität hat. Auf den Punkt gebracht, geht es also einmal mehr darum, eine möglichst hohe Effizienz zu erreichen. Diese muss natürlich bei der Raumplanung beginnen. Die Eisenbahn ist eines der effizientesten Verkehrssysteme, die wir haben. Zumindest was den Energieverbrauch betrifft. Daher ist es wichtig, die Bahn weiter auszubauen und so ein stabiles Rückgrat für alle anderen Systeme zu bieten. Und hier tut sich bereits das erste Spannungsfeld auf. Mit dem Klimaticket haben wir einen sehr kostengünstigen Zugang zum öffentlichen Verkehr geschaffen. Jetzt braucht es aber auch ausreichende Angebote von Verbindungen per Bahn und Bus, die von den Bundesländern und den Verkehrsverbünden organisiert werden müssen. Hier fehlt es bei der Niederösterreichischen Landesregierung aber noch am ausreichenden Angebot und dem Willen für den Ausbau.
Franz-Josef-Bahn
Seit 1995 sind insgesamt 29 regionale Zugverbindungen mit einer Länge von 665 Kilometern eingestellt worden. 230 Bahnhöfe sind dabei aufgelassen worden. Diese Fehler der vergangenen Jahrzehnte müssen nun wieder rückgängig gemacht werden. Auch das Potential der Franz-Josef-Bahn ist noch lange nicht ausgeschöpft und mit einem Ausbau könnten die Personenzüge noch schneller zwischen Budweis und Wien fahren. Mit einer Reaktivierung der Thayatalbahn könnten wir die 4-Städte-Bahn umsetzen und damit alle 4 Bezirkshauptstädte im Waldviertel mit Direktbahnverbindungen ausstatten. Das würde auch das Angebot im Regionalverkehr deutlich stärken, so dass wieder alle Bahnhöfe bedient werden können. Gleichzeitig haben wir aber die Möglichkeit auf schnelle Verbindungen in Richtung Wien und Budweis (bzw. Prag). Es braucht generell eine gute Mischung zwischen Regionalzügen und den Schnellzugverbindungen, damit diese auch Kurzstreckenflüge ersetzen können.
Raumordnung
Gerade hier im Waldviertel vermisse ich sehr oft eine nachhaltige Planung, wenn es um die Raumordnung geht. Oft bleibt nur die Straße als einziger Zubringer für Siedlungen und Gewerbegebiete und da sind oft die Buslinien auch nicht mitgedacht. Neue Baugründe entstehen auf der grünen Wiese, wo klar ist, dass man dort die Abhängigkeit vom Auto gleich mit schafft. Da werden nicht nur wertvolle Äcker zu betoniert und versiegelt, oft werden hier schon wieder die nächsten Verkehrsprobleme geschaffen. Die Baugründe gibt es im Waldviertel bereits ab 9€ pro m² und im Anschluss fehlt den Gemeinden das Geld für die Straßen und für alternative Verkehrskonzepte.
Carsharing, Ruf- und Sammeltaxis können Ergänzungen sein
Wir konnten bei uns im Bezirk Waidhofen/Thaya ein Carsharing-System mit Elektroautos aufbauen, nachdem das Angebot mit Bussen im Waldviertel durch das Land NÖ sehr schlecht ist. Diese Carsharing-Elektroautos sind meist ein Zusatzangebot. Die wenigsten Nutzer können hier im Waldviertel komplett auf das Auto verzichten. Aber die Elektroautos helfen, in den Familien Zweit- oder Drittautos zu vermeiden, die leider im Waldviertel schon Standard geworden sind. Durch das Teilen der Autos reduzieren wir aber die Anzahl der Autos und damit den Ressourcenbedarf. Diese Systeme können sich bei ausreichenden Nutzerzahlen selber tragen und helfen Geld zu sparen. So eine Mitgliedschaft ist viel billiger als ein zusätzliches Auto zu kaufen und zu erhalten.
Ruf- und Sammeltaxis sind eine weitere Alternative, die Gemeinden anbieten können. Diese sind nötig, um den Bedarf für öffentliche Verkehrsmittel zu decken und damit Lücken im Busangebot zu schließen.
Keine Zukunft für den Verbrennungsmotor
Der schlechte Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors macht klar, dass dieser keine Zukunft hat. Wir können bereits jetzt sagen, dass sich der Elektromotor beim PKW durchsetzen wird, weil dieser die höchste Effizienz und damit die geringsten Energiekosten hat. Grüne Treibstoffe, so genannte eFuels, werden möglicherweise bei Flugzeugen kommen, weil dort andere Alternativen fehlen. Die Herstellung solcher Treibstoffe benötigte aber viel zu viel Energie. Das macht eFuels sehr teuer. Strom direkt zu verwenden ist wesentlich billiger. Viele Wasserstofftankstellen schließen bereits wieder, weil das Gesamtsystem viel zu teuer ist.
Radfahren hält fit
Radfahren ist nicht nur billiger als mit dem Auto zu fahren, es hält auch fit. Es geht also nicht nur um die Frage, wie viel Energie ist notwendig, sondern auch wie viele Ressourcen brauchen wir insgesamt. Und welche Auswirkungen haben unsere Fortbewegungsmittel auf Umwelt und Gesundheit? Elektroautos reduzieren ja nicht nur den Energiebedarf, sondern auch Abgase (z.B. Stickoxid) und Lärm. Gleichzeitig braucht es trotzdem weniger Autos, um weniger Straßen zu benötigen.
Vor allem die Gemeinden sind nun gefordert, die Mobilitätwende umzusetzen. Vieles braucht es noch, um besser zu Fuß, leichter mit dem Rad oder mit anderen Alternativen unterwegs sein zu können. Als Vizebürgermeister weiß ich, dass hier noch große Herausforderungen auf unsere Gemeinden zukommen. Wir müssen uns gut austauschen, um von den guten Beispielen zu lernen.
Vor allem die Gemeinden sind nun gefordert, die Mobilitätwende umzusetzen. Vieles braucht es noch, um besser zu Fuß, leichter mit dem Rad oder mit anderen Alternativen unterwegs sein zu können. Als Vizebürgermeister weiß ich, dass hier noch große Herausforderungen auf unsere Gemeinden zukommen. Wir müssen uns gut austauschen, um von den guten Beispielen zu lernen.
ENERGIELIX-TIPP
Mut zum Kleinwagen
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