Pilotregion der Windkraft Bürgerbeteiligung

Mit der Gründung der Waldwind GmbH und später der WEB Windenergie AG hat die Bürgerbeteiligung bei Windkraft im Bezirk Waidhofen/Thaya mittels Gesellschafteranteilen, Aktien oder Darlehen schon seit 3 Jahrzehnten Tradition. Das hat uns zur Pionierregion der Windenergie gemacht. Schon 2013 hat haben sich die Gemeinden im Bezirk damit beschäftigt, wie Windparkprojekte gemeinsam über die Gemeindegrenzen hinweg entwickelt werden können. Wir wollten, dass auch die Nachbargemeinden von den Projekten profitieren können. In der Kleinregion KEM Thayaland wurde der Windpakt beschlossen, der die Beteiligung der Nachbargemeinden durch die Kleinregion vorgesehen hat. So können Nachbargemeinden auch von den Standortabgaben der Windräder profitieren. Der Prozess der letzten Jahre hat uns zur Pilotregion der Windkraft Bürgerbeteiligung gemacht.

Solarpreis für die Pilotregion der Windkraft Bürgerbeteiligung
Solarpreis für die Pilotregion der Windkraft Bürgerbeteiligung
Foto: EUROSOLAR AUSTRIA

Weiterentwicklung der Pionierregion und des Windpaktes

Wir beschäftigen uns schon lange mit der Energiewende. Im Jahr 2023 wurden Pläne für die Errichtung von Windkraftanlagen im Bezirk Waidhofen/Thaya entwickelt. Dabei wurde die Frage aufgeworfen, wie die Größe der verschiedenen Windparks zwischen den Gemeinden abgestimmt werden sollte und wie die Bürger:innen möglichst gut in diesen Prozess eingebunden werden. Die gesamte Region sollte möglichst gut von den Windkraftanlagen profitieren können.

Die politischen Vertreter im Bezirk Waidhofen/Thaya haben sich deshalb darauf geeinigt, dass die Vorteile auf die Gemeinden aufgeteilt und der Windpakt weiter ausgehandelt werden sollen. Dabei wurde der Konsens erzielt, dass die Standortgelder der Windkraftanlagen nicht nur an Grundbesitzer und Standortgemeinde, sondern auch an die Kleinregion KEM Thayaland ausbezahlt werden sollen.  Dadurch konnten alle Nachbargemeinden im Bezirk mit eingebunden werden und profitieren von jedem Windpark. Unabhängig davon in welcher Gemeinde die Windräder errichtet werden. Da die Standortabgaben auch von der Leistung der Windräder und dem Ertrag abhängig gemacht haben, profitieren alle, von besonders guten Standorten besser.

Regionale Strompreisbremse

Besonders hat sich die Pionierregion bei der Bürgerbeteiligung weiterentwickelt. Bei den Verhandlungen mit den potentielle Windkraftbetreibern wurde erreicht, dass alle Bürger:innen in den Standortgemeinde und die Gemeindeeinrichtungen bei einer Zustimmung zum Projekt  von einer regionalen Strompreisbremse profitieren. Die Windkraftbetreiber, in diesem Fall der WEB Windenergie AG, hat einen maximalen Strompreis von 11,9 ct/kWh über 10 Jahre zugesichert. Es kann jederzeit ein anderer Tarif, auch von anderen Anbietern genutzt werden. Diese Zusicherung wirkt als regionale Strompreisbremse über 10 Jahre in den Standortgemeinden mit 100% Ökostrom ab der Zustimmung bei der Volksbefragung. Aktuell werden die Stromkunden, welche in diesen Tarif gewechselt sind, sogar zu einem Preis deutlich unter dem Strompreisdeckel beliefert.

Bürgerbeteiligung bei den Erträgen aus der Windkraft

Die Gemeinden in der Kleinregion KEM Thayaland haben bereits eine Energiegemeinschaft gegründet. Mit dieser wird hauptsächlich Photovoltaikstrom aus der Region genutzt. Gerade für den Winter fehlen aber Strommengen, welche durch Windkraft abgedeckt werden können. Mit Inbetriebnahme der Windkraftwerke kann die Energiegemeinschaft im Bezirk, bis zu 8% des Windkraftstromes direkt von den Windrädern zu einem fixierten Preis beziehen. Dadurch können alle Gemeinden in der KEM von den günstigen Windkraftpreisen profitieren, weil sie Mitglied der Energiegemeinschaft sind.

Finanzielle Bürgerbeteiligung

Außerdem können sich auch alle Bürger:innen durch Namensaktien oder Anleihen ebenfalls am Windkraftbetreiber beteiligen. So hat man die Möglichkeit von diesen Projekten finanziell zu profitieren, nachdem die WEB Windenergie AG traditionell eine Bürgerbeteiligungsgesellschaft ist.

Mit der breiten Bürgerbeteiligung, die noch nie so umfassend gemacht wurde, hat der Bezirk Waidhofen/Thaya seine Stellung als Pilotregion der Windkraftbeteiligung weiter ausgebaut. Dafür wurde die Region 2024 von EUROSOLAR AUSTRIA mit dem Österreichischen Solarpreis ausgezeichnet.

Solarpreis 2024 Göttinger
Solarpreis Göttinger
Foto: EUROSOLAR Austria

Windkraft im Wald

Mit den neuen Projekten sind wir auch eine Vorzeigeregion zur Diskussion rund um die Windkraftnutzung über dem Wald geworden. Für viele war es neu, dass Windenergie nun über dem Wald geerntet werden soll und das brachte viele neue Themen auf. Die sollten natürlich alle beantwortet werden. Natürlich gibt es das Spannungsfeld zum Naturschutz nicht nur auf dem Feld und der Wiese, sondern auch im Wald. Spannend war für mich zu erfahren, dass die Biodiversität in einem Nutzwald nicht zwingend höher ist als im freien Feld. Am 10.3.20024 wurden in den Projektgemeinden Volksbefragungen durchgeführt. Im Vorfeld gab es in den Gemeinden zahlreiche Informationstage und auch Diskussionsrunden. Auch der Unternehmer Thomas Göttinger hat eigene Windgespräche organisiert und gezeigt, dass sich Bürger:innen auch so an der Diskussion beteiligen können. Für diese Initiative wurde er 2024 von EUROSOLAR AUSTRIA mit dem Österreichischen Solarpreis ausgezeichnet.

Auch Fridays for Future NÖ beteiligt sich an der Diskussion

Folder "Ein Faktencheck zur Windenergie"
Folder „Ein Faktencheck zur Windenergie“ von Fridays for Future NÖ

Da im Internet und mit Flugzetteln auch zahlreiche FAKE News zur Windkraft verbreitet wurden, hat Fridays for Future Niederösterreich begonnen, über Windkraft aufzuklären. Dafür wurde eine eigene Broschüre mit einem Faktencheck zur Windenergie erarbeitet. Dieser kann im Internet abgerufen werden, wurde aber auch gedruckt für die Menschen im Bezirk zur Verfügung gestellt:https://fridaysforfuture.at/windkraft-im-waldviertel

So wurde z.B. behauptet, dass die Fundamente der Windräder nach dem Abbau im Boden bleiben. Am Beispiel des Windparks Japons sieht man aber, dass der Beton vollständig entfernt wird. Das Material wird sogar im Straßenbau wieder verwendet und ist deshalb sehr wertvoll.

Neu war für mich auch, dass eine bereits vorhandene Forststraße bei der Umwidmung zur Zufahrt für den Windpark als Rodungsfläche im Bescheid gilt, auch wenn dabei kein einziger Baum gefällt wird. Deshalb sollte man in diesem Bereich sehr gut hin sehen. Und es macht auch einen großen Unterschied ob man von Flächeninanspruchnahme oder von Versiegelung spricht, denn die Fundamente von Windrädern sind zwar ca. 600 m² groß, liegen aber großteils unter der Erde.

Andererseits können die neuen Lichtungen rund um die Windräder auch eine Bereicherung für den Wald sein. In vielen Nutzwäldern gibt es nämlich zu wenig freie Flächen für das Wild.

Die Volksbefragungen

Die drei möglichen Windkraftprojekte im Bezirk wurden von den betroffenen 5 Gemeinden auf den Homepages und durch Aussendungen und mit Informationsveranstaltungen vorgestellt. Außerdem haben die Gemeinden auch Hausbesuche organisiert, um möglichst viele Menschen über die Windkraftprojekte aufzuklären und zahlreiche Unterstützungsinitiativen sind – wie  von Fridays for Future Niederösterreich – auch direkt aus der Bevölkerung heraus entstanden und haben zu einer breiten Debatte über die Energiewende geführt.

Bei den Volksbefragungen hat sich die Bevölkerung am 10.3.2024 für insgesamt 13 von 18 möglichen  Windkraftanlagen mit 7,2 MW Leistung in 3 Standortgemeinden ausgesprochen. Damit kann Strom für über 50.000 Haushalte erzeugt werden. Das Waldviertel ist damit auf dem Weg ein Stück mehr unabhängiger von Energieimporten werden. Gleichzeitig profitiert die lokale Bevölkerung bereits schon jetzt von den niedrigen Strompreisen in den Standortgemeinden. Der neue Eislaufplatz in Waidhofen/Thaya konnte z.B. nur wegen dieser Preisgarantie von 10 Jahren für den Strom umgesetzt werden.

So könnt der Windpark am Predigtstuhl aussehen

Fotomontage Windpark Predigtstuhl
Fotomontage Windpark Predigtstuhl

Zusammenfassung der Bürgerbeteiligung

  • Standortgelder über die Kleinregion auch für Nachbargemeinden
  • Strompreisdeckel für Bürger:innen in den Standortgemeinden bis 2034
  • Strom aus den Windparks für regionale Energiegemeinschaft (auch für die Nachbargemeinden)
  • Volksbefragungen über die Standorte der Windkraftwerke
  • Zahlreiche Informationsabende und Diskussionsveranstaltungen zur Windkraftnutzung
  • Organisierte Fahrten mit dem Bus zur Windkraftstandorten im Wald
  • Beteiligungsmöglichkeit durch Aktien oder Anleihen beim Windkraftbetreiber WEB Windenergie AG ebenfalls möglich

Energiewende als Chance

Die Energiewende ist nicht nur eine Chance endlich die Klimaziele zu erreichen, wir können mit Erneuerbarer Energie wesentlich unabhängiger von Energieimporten werden. In der Pilotregion geht es damit Vorreiter und Vorbild zu sein. Es ist höchste Zeit diese Wende rasch umzusetzen, dafür müssen die Menschen mitgenommen werden. Auch dafür ist die Pilotregion der Windkraft Bürgerbeteiligung eine große Chance.

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